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Wie gemalt, das morgentliche Moseltal im Nebel. Landschaftsprägend sind die bei der Moselkanalisation angepflanzten Pappeln. Während die Sonne es morgens schwer hat, gegen den Nebel anzukämpfen,

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leuchten die Wolken abends in den schönsten Farben beim Sonnenuntergang.

Zeit für den Winzer auf die Suche zu gehen. Ebenso wie mein Kollege Reinhard Schäfer aus dem Bottwartal in Württemberg, mit dem ich gestern telefonierte,  bin ich auf der Suche nach dem Jahrgang, der allerorten prophezeit, herbeigeredet oder mies gemacht wird und wurde.  Von einem problematischen Jahrgang ist die Rede, von schlecht und ganz schlecht, der Säuregehalt der Trauben wird hochgespielt, als ob es ausschließlich unreife, grasegrüne Trauben gegeben hätte und die Säure das alleinige Geschmackskriterium ist. Ferndiagnosen, teilweise im Vorfeld der Ernte.

Natürlich es war kein einfacher Jahrgang. Die Natur war in der Vegetationperiode nicht ganz einfach, der August und September zu kalt und nass. Wer aber seine Hausaufgaben in Weinberg und Keller gemacht hat, wird dieses Jahr gegenüber den anderen belohnt.

Die viel zitierte hohe Säure, unreife Trauben oder die frühe, massive Fäulniss suche ich noch bis heute. Es ist bedauerlich, dass im Vorfeld schon eine Ernte in Grund und Boden geredet wird.

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Aber man muß ihn auch nicht schon zu Mittag verdammen.“

Die selektive Ernte hat eine Menge Arbeit gekostet, die weggeworfenen faulen Trauben taten natürlich weh,  etliche Überstunden wurden im Keller gemacht. Aber es hat sich gelohnt. Die gärenden Moste und die beiden schon vergorenen Weine schmecken sehr gut und fruchtig. Es wird nicht wie letztes Jahr, auch nicht wie vorletztes Jahr, es wird ein gutes Jahr. Wie ich schon öfter in diesem Blog geschrieben habe, sind schlechte Jahrgänge abgeschafft. Schlicht und einfach! Klimaerwärmung sei dank! Leider.

Dieses Jahr war ein Jahr für die, die ihr Handwerk verstehen. Die Laubarbeiten, die Bodenpflege, nein, das ganze Kulturökosystem Weinberg zu optimieren, bei der Ernte das Negative auf den Boden zu werfen, aus dem Positiven das Maximum an Geschmack, welches in der Traube ist, zu formen und nach Möglichkeit verlustfrei in die Flasche zu bekommen. Aber das dauert ja noch etwas.

Viel Geschrei in den Medien. Aber das gleiche gilt auch andersrum, wenn mal wieder ein Jahrhundertjahrgang ausgerufen wird und da gibt es dann auch noch Handwerker die es auch dann nicht schaffen, aus dem besten Traubengut vernünftige Weine zu machen.

 

Nachtrag, 27. Oktober:

In diesem Zusammenhang empfehle ich unbedingt den Blogeintrag von meinem Kollegen Bernhard Fiedler vom gestrigen abend, den ich vollstens unterstützen kann und voll zustimme: Ohrenbetäubendes Schweigen