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Die Königsklasse, wie Ralf Kaiser meint. Von ihm stammt der Aufruf zur jetzigen Weinrallye mit dem Thema Riesling Spätlese. Na ja, was soll ich denn nun schreiben probieren? Der Weinkühlschrank ist gefüllt mit Spätlesen von Kollegen, eigene habe ich zudem auch noch.

Probieren mag ich im Moment nicht. Eher erzählen, was ich unter einer Spätlese verstehe. Natürlich ist  alles genau reglementiert. Das Prädikat Spätlese ist abhängig vom Mostgewicht. Nur darauf achtet der Gesetzgeber. Es sind Mindestanforderungen an die Analytik. Vor der Klimaerwärmung, also vor etlichen Jahren, wurden diese Mindestanforderungen fast jedes Jahr neu angepasst. Im Weingesetz steht aber auch –  kontrolliert aber keiner – spätgelesene, vollreife Trauben! Das ist etwas ganz anderes wie die zur Zeit geforderten Mindestmostgewichte! Diese Mindestmostgewichte erreicht in der Regel schon unser Riesling in der Literpulle.

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Das Ziel im Weinberg ist es, das Händchen Aroma, dass der liebe Gott über die Weinberge verstreut hat, in den Trauben aufzufangen. Neben einer guten Lage, am besten auf Gesteinsböden wie dem Moselschiefer,  ist ein entsprechend niedriger Ertrag erforderlich und kleinbeerige Trauben, die aromatischer sind. Dann etwas Stress für die Reben. Erst dann liefert der Riesling beste Qualitäten.

Ganz wichtig ist eine lange Reifezeit, wenn das Wetter mitspielt,  damit die letzten Sonnenstrahlen noch in Geschmack umgewandelt werden. Heißt ja nicht umsonst Spätlese!

Begleitet wird die Spätleseproduktion durch die Arbeit des Winzers bei der Ernte. Sortieren oder Selektieren ist ein ganz wichtiger Baustein. Stielkranke, faule Trauben müssen aussortiert werden. Entweder werfen wir die auf den Boden oder nehmen die weniger geschädigten bzw. frischfaulen Trauben für die Basisweinproduktion.

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Die verbliebenen Trauben können dann weiter reifen und vollreif oder physiologisch reif geerntet werden.  Im Idealfall wird die Beerenhaut porös, Wasser verdunstet und er Rest konzentriert sich. Das sieht man der Traube übrigens an. Der Riesling wird goldgelb mit einer dünnen Traubenschale. Wenn man drauf beißt, läuft der Saft direkt aus der Beere, das Fruchtmark löst sich leicht vom Kern und dieser ist komplett braun verfärbt. Wenn das Ganze dann noch hocharomatisch schmeckt, ist das Ziel erreicht. Eine Spitzentraube für eine Riesling Spätlese. Dann braucht man keine Mostwaage oder andere Analysen, sehen, riechen und schmecken reicht aus. Nun noch schonend in kleinen Erntekisten zur Weinpresse bringen und dann darf der Kellermeister ran. Dessen Aufgabe beschränkt sie darauf, die 100% Geschmack, die in der Traube sind, nach Möglichkeit verlustfrei in die Weinflasche zu bekommen.

Den Wein aus obiger Spätlesetraube gibt es übrigens hier zu kaufen.